Chronische Beschwerden imweiblichen Intimbereich – Symptome, Ursachen und Behandlung der „Vulvodynie“
Chronische Schmerzen im Bereich der Scheide (medizinisch: Vulva) machen viel mehr Frauen das Leben zur Hölle, als angenommen. Nicht nur das Sexualleben leidet unter dieser „Vulvodynie“ genannten Krankheit, sondern auch im Alltag wirkt sich das Problem ausgesprochen unangenehm aus!
Die Symptome werden recht unspezifisch als Brennen, Stechen, „Entzündung“ oder elektrisierend beschrieben. Viele Frauen berichten von einem Ausstrahlen in Unterbauch, Harnröhre, Enddarm und After. Bei der gynäkologischen bzw. urologischen Untersuchung ist allerdings sehr häufig überhaupt keine krankhafte Veränderung feststellbar.
Gerade das führt unter anderem auch zu psychischer Belastung: Weil die Ärzte trotz ausgeprägten Schmerzsymptomatik „nichts finden“, fühlen sich viele Patientinnen nicht ernst genommen bzw. von ihren Therapeuten vernachlässigt. Das wäre kaum der Fall, würde bei Verdacht auf Vulvodynie grundsätzlich eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen werden. Manche Ärzte halten sich mit dieser Methode zur Diagnosestellung zurück. Tatsächlich aber ist das Ergebnis einer bioptischen Untersuchung mit Gewebeanalyse (Histologie) zur Abklärung der Ursache bzw. begleitender Autoimmunerkrankungen unverzichtbar!
Erfahrungsgemäß leiden nämlich Patientinnen mit Vulvodynie oft an einer Störung, die sich in einer Aktivierung sogenannter Mastzellen zeigt. Man kann in diesem Fall durch den Biopsie-Test eine erhöhte Zahl solcher Gewebezellen nachweisen.
Zu den Begleitkrankheiten des chronischen Scheidenschmerzes gehören zum Beispiel Allergien (Histaminunverträglichkeit, Pollen-, Medikamenten- Nahrungsmittelallergie usw.) sowie anderen Autoimmunleiden (die Körperabwehr richtet sich gegen eigenes Gewebe) wie Neurodermitis, Psoriasis oder Lichen planus. Die Gewebeuntersuchungen zeigen in allen Fällen starke Ähnlichkeiten. Eine Schlüsselrolle spielen die erwähnten Mastzellen. Sie speichern unter anderem Substanzen wie Histamin, Bradykinin und Tryptase, die als Auslöser von Entzündungen bekannt sind. Bei Aktivierung dieser Mastzellen werden diese Stoffe freigesetzt und führen zur direkten Reizung von bestimmten Nervenfasern – die Folge ist der Schmerz, der vielfach chronisch wird.
Die Behandlung besteht aus mehreren Maßnahmen. Zunächst werden als Soforthilfe zur örtlichen Betäubung eine Salbe mit einem lokalen Betäubungsmittel (etwa Lidocain) sowie östrogen- und hyaluronsäurehaltige Präparate aufgetragen. Dazu kommen bei längerem Verlauf spezielle Schmerzmittel zur Beruhigung der irritierten Nerven. Gegen die Aktivierung der Mastzellen bewährt sich entweder eine Salbe, die auf die Mastzellen wirkt oder eine antiallergische Therapie mit Antihistaminika etc.
Zusätzlich empfehle ich gerne auch physikalische Maßnahmen mit Biofeedbacktraining des Beckenbodens, Radiofrequenztherapie und Neuromodulation, um den quälenden Schmerzen nachhaltig zu begegnen.