Gerald O.: „Ich bin 68 Jahre alt und leide an einer Verengung der Harnröhre. Ich habe immer wieder Entzündungen und dadurch angeblich bereits Narben. Mir wurde nun eine Operation nahe gelegt. Muss das sein?“
Narbige Verengungen der Harnröhre entstehen zu rund 40 Prozent durch Verletzungen (Dauerkatheter, Operation durch die Harnröhre, Eingriffe an der Prostata usw.), zu etwa 20 Prozent durch bakterielle Infekte (zum Beispiel Gonorrhoe) und zu ungefähr 40 Prozent eben durch chronisch Entzündung in diesem Bereich im Rahmen einer Erkrankung namens Lichen sclerosus oder planus. Eine Verengung der Harnröhre führt zu folgenden Symptomen: Abgeschwächter Harnstrahl, ein Gefühl, die Blase nicht völlig entleeren zu können, häufiges bzw. erschwertes Wasserlassen, wiederkehrende Infektionen (etwa chronische Blasenentzündung), Harninkontinenz (unkontrollierter Urinverlust). Es kann akutes Harnverhalten mit Rückstau von Urin bis in die Nieren eintreten. Diese Komplikation führt unbehandelt zu einem lebensbedrohlichen Zustand mit Schrumpfung der Nieren und Nierenversagen. In diesemFallmuss sehr rasch eine medizinische Behandlungerfolgen. Außer bei einer Lichen-Erkrankung wird eine Harnröhrenverengung operativ behandelt. Es gibt zwei Verfahren, deren Auswahl von der jeweiligen Situation abhängt: Die Harnröhrenschlitzung entweder blind oder unter Sicht. In beiden Fällen wird ein Gerät (Urethrotom) in die Harnröhre eingeführt und diese im Bereich der Engstelle durch einen Schnitt eingeschlitzt. Im Anschluss daran wird für mehrere Tage ein Blasenkatheter angelegt. Im Falle von Lichen sclerosus oder planus – genetisch bedingte Leiden – darf nicht operiert werden! Durch einen chirurgischen Eingriff käme es nämlich zu einer besonders raschen Gewebevernarbung und damit zu einer neuerlichen Verengung. Hier wird der Urologe rein konservativ (Medikamente etc.) vorgehen.