Skip to main content
Die KroneZeitungsartikel

AUS DER ARZTPRAXIS: DER AKTUELLE FALL (FEBRUAR 2017)

By 2. Februar 2017Oktober 17th, 2024No Comments

Eine 23-jährige Patientin kommtmit Kopf- und Rückenschmerzen, Abgeschlagenheit und Übelkeit in die Ordination der Urologin Dr. Yas Razmara.

ANAMNESE

Die junge Frau gibt an, an diesen Beschwerden seit drei Tagen zu leiden. Eine Woche vorher habe sie Schüttelfrost und Schmerzen beim Urinieren gehabt.

KLINISCHE UNTERSUCHUNG

Auf Druck im Bereich der rechten Niere klagte die Patientin über Schmerzen.

TESTS

Die Fiebermessung ergab 38 Grad C. Im Harn wurden zahlreiche weiße und rote Blutkörperchen sowie Bakterien festgestellt. Im Laborbefund zeigten sich erhöhte Entzündungswerte. Mittels Ultraschall wurden die Nieren sowie die ableitenden Harnwege untersucht. Resultat: Die rechte Niere war vergrößert, das Nierengewebe verdächtig verändert. Als weitere Untersuchungen können Computertomographie und Blasenspiegelung hilfreich sein.

DIAGNOSE

Die Patientin hatte eindeutig eine akute Nierenbeckenentzündung. Es handelt sich dabei um eine durch Bakterien verursachte Infektion der Niere mit Beteiligung des umgebenden Gewebes. Diese Erkrankung kann akut oder chronisch auftreten. Sie ist bei Frauen häufiger als bei Männern und muss nicht immer mit einer Harnabflussstörung verbunden sein. Ausgangspunkt ist meistens ein „verschleppter“ Harnweginfekt oder eine Blasenentzündung. Die akute Form geht mit Fieber und Schmerzen einher. Der chronische Infekt hingegen verläuft schleichend und mitunter lange unbemerkt. Unbehandelt können sich Abszesse in der Niere bilden. Die Folge kann im Extremfall vollständiges Nierenversagen sein!

RISIKO-FAKTOREN

Bei Frauen immer wiederkehrende Blasenentzündungen, Schwangerschaft und Wochenbett. Bei Männern vergrößerte Prostata, Vorhautverengung und Verengung der Harnwege. Allgemein: Neurologische Erkrankungen, Diabetes und chronische Darmentzündungen (etwa Morbus Crohn).

THERAPIE

Die akute Entzündung wird mit Bettruhe, viel trinken und Antibiotika (14 bis 21 Tage) sowie fiebersenkenden und entzündungshemmenden Medikamenten behandelt. Bei sehr hohem Fieber ist eine Aufnahme ins Spital notwendig. Bei chronischem Verlauf muss die Ursache der Entzündung behandelt werden. Eine Verengung der Harnwege zum Beispiel mittels Operation. Eine akute Entzündung heilt meistens ohne Folgeschäden aus. Bei einer chronischen Form muss der Facharzt eine Funktionseinschränkung der Nieren verhindern, da sonst lebensbedrohende Komplikationen (Nierenversagen, Blutvergiftung) drohen.

VORBEUGUNG

Wichtigste Maßnahme ist die Verhinderung einer Blasenentzündung: Unterkühlung vermeiden, viel trinken!