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Die KroneZeitungsartikel

KEINE LUST …

By 3. September 2017Juni 18th, 2024No Comments

Jede 10. Frau in Österreich leidet an einer Sexualfunktionsstörung – Urologin Dr. Yas Razmara im Interview

Manuela (43) klagt in der urologischen Praxis über Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Sie hat kaum mehr Lust auf Sex und bekommt auch keinen Orgasmus. Nicht nur Manuela leidet unter dieser Situation, sondern auch ihr Mann. Kein Einzelfall: In Österreich ist jede 10. Frau von Libidoverlust betroffen, sogar 35 Prozent geben eine Orgasmusstörung an.

Dr. Yas Razmara, Fachärztin für Urologie aus Graz, beschäftigt sich mit diesem Problem fast täglich in ihrer Ordination: „Frauen mit Sexualfunktionsstörungen stehen unter enormem Leidensdruck! Sie haben meistens massive Probleme in der Partnerschaft, neigen zu Depressionen, Angstzuständen und mangelndem Selbstwertgefühl.“

Welche Ursachen kommen in Frage?

„Auf jeden Fall steigt das Risiko sowohl für weibliche Sexualstörungen als übrigens auch für männliche Potenzprobleme (Erektile Dysfunktion) mit zunehmenden Alter an. Bei Frauen spielt etwa die hormonelle Veränderung nach einer Schwangerschaft oder in den Wechseljahren eine wesentliche Rolle. Die Liste anderer auslösender Faktoren ist aber lang. Einige wichtige Beispiele:

  •  Chronische Harnweginfekte
  • Operationen im Bereich der Sexualorgane
  • Harninkontinenz
  • Zuckerkrankheit
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Nebenwirkungen bestimmterMedikamente
  • Bestrahlungen bzw. Chemotherapie
  • Seelische Einflüsse wie Stress
  • Schwierigkeiten in der Partnerschaft
  • Existenzsorgen
Wie werden körperliche Ursachen festgestellt?

Für die Diagnosemedizinischer Auslöser sind folgende Untersuchungen notwendig:

  1. Labor: Hormone (Östrogen, FSH, LH, DHEA, Testosteron, Prolaktin, TSH) Nüchtern Blutzucker, Blutfette (Cholesterin, Triglyceride), Blutbild und Leberwerte.
  2. Urologische Tests: Harnanalyse, Harnröhrenabstrich, Vaginalabstrich, Ultraschall, Blasenspiegelung, Prüfung der Muskulatur des Beckenbodens.
  3. Gynäkologische Untersuchung
Welche Behandlungsmöglichkeiten der weiblichen Lustlosigkeit gibt es, wenn die Diagnose feststeht?

„Zunächst muss natürlich eine allfällige Erkrankung behandelt werden. Da ist häufig die Zusammenarbeit verschiedener Fachärzte notwendig. Aber es gibt sinnvolle Zusatzmaßnahmen wie eine örtliche Östrogentherapie und bei erwiesenem Mangel die gezielte Zufuhr von Testosteron. Sehr gut bewährt sich auch ein hormonfreies pflanzliches Mittel (Aphrodisiakum), das entspannend wirkt und Botenstoffe im Gehirn positiv beeinflusst. Die Einnahme kann zur Steigerung des sexuellen Verlangens und auch der Erregung beitragen. Sehr oft ist zusätzlich seelische Hilfe notwendig. Da rate ich zu spezieller Sexualberatung sowie Partner- und auch Einzeltherapie.“

Wirken Medikamente wie Viagra auch bei Frauen?

„Alle Präparate dieser Kategorie heißen PDE-5-Hemmer. Mehrere Studien zeigen, dass diese Substanzen tatsächlich auch bei Frauen mit genitalen Erregungsstörungen zu verbesserter Orgasmusfähigkeit führen können. Über den Einsatz entscheidet aber der Arzt.“