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Die KroneZeitungsartikel

DIE BLASE TUT SO WEH …

By 13. August 2015Mai 23rd, 2024No Comments

Die Symptome ähneln einer bakteriellen Entzündung. Keime sind jedoch beim Blasenschmerz-Syndrom nicht Auslöser.

Starke Schmerzen, Harndrang, der nicht unterdrückt werden kann, häufiges Wasserlassen kleiner Mengen, Verringerung der Kapazität des Organes. Blasenschmerz-Syndrom (interstitielle Zystitis, IC) nennt man diese chronische Erkrankung, die zu 90 Prozent bei Frauen zwischen dem 40. und 55 Lebensjahr auftritt. Die Beschwerden ähneln einer bakteriellen Entzündung, die mit Medikamenten und pflanzlichen Arzneien gut zu behandeln ist, man findet jedoch bei IC keine Krankheitserreger, Antibiotika sind daher meist unwirksam. Die genauen Ursachen sind noch nicht geklärt.

Eine zentrale Rolle spielt die Autoimmunreaktion (Immunsystem greift körpereigenes Gewebe an), vermehrte Aktivität von Mastzellen (Teil des Abwehrsystems), die zu einer Entzündung führen sowie gesteigerte Durchlässigkeit der Blasenschleimhaut: Urin kann in tieferen Schichten der Blasenwand Gewebe reizen und eine Vielzahl an Reaktionen auslösen. Schon geringste Harnmengen bewirken starken Harndrang und schmerzhafte, reflexartige Krämpfe von Schließ- und Beckenbodenmuskeln. Im Laufe der Zeit vermindert sich die Füllungskapazität der Blase. Vermehrte Stimulation von Schmerzfasern kann eine Entzündung auslösen und chronische Schmerzen. Betroffene klagen oft auch über depressive Verstimmung, was in erster Linie auf den Leidensdruck zurückzuführen ist.

Zusätzlich können Migräne, Schlafstörungen, Gelenkbeschwerden, Fibromyalgie („Ganzkörperschmerz“) auftreten. Die Diagnose wird im Rahmen einer Blasenspiegelung gestellt, typisch sind z. B. punktförmige Schleimhautblutungen. Außerdem sollte eine Gewebeentnahme der Blasenschleimhaut vorgenommen werden. Dabei kann man Schäden der Blasenschutzschicht, erhöhte Nervendichte und vermehrt Mastzellen feststellen.

Behandelt werden die Symptome: Mit Medikamenten (zum Schlucken oder mittels Katheter in die Blase), welche die geschädigte Schleimhaut wieder herstellt. Weitere Möglichkeiten: Schmerzmittel, Cortison, Antihistaminika, entzündungshemmende, krampflösende, sowie das Immunsystem unterdrückende Arzneien und Antidepressiva.

Nicht medikamentöse Maßnahmen: Autogenes Training, Akupunktur, TENS (Reizstromtherapie), Muskelentspannung nach Jakobson, Wärmebehandlung, Massagen, Beckenbodengymnastik. Helfen als diese Möglichkeiten nicht, kann ein operativer Eingriff notwendig sein.