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Die KroneZeitungsartikel

AUS DER ARZTPRAXIS: DER AKTUELLE FALL

By 21. Mai 2016Mai 23rd, 2024No Comments

Heute schildert Urologin Dr. Yas Razmara das Problemeiner knapp 50-jährigen Patientin: Trockene Scheide.

Die Scheide (Vagina) ist mit zahlreichen Mikroorganismen und Pilzen besiedelt (Scheidenflora). Die Anzahl dieser Kleinstlebewesen ist von Frau zu Frau unterschiedlich und verändert sich mit dem Alter. In der gesunden Scheide überwiegen milchsäurebildende Bakterien, die das Eindringen von schädlichen Keimen verhindern. Gebärmutterhals und Scheidenschleimhaut sondern einmilchiges Sekret ab, das die Scheide feucht hält. Bei sexueller Erregung erzeugen Drüsen ebenfalls ein Sekret, um die Gleitfähigkeit beim Geschlechtsverkehr sicherzustellen.Mit zunehmendem Alter wird die Scheide allerdings trockener.

SYMPTOME

Waltraud G., 49, klagt in der Praxis über Schmerzen und Blutungen beim Geschlechtsverkehr, aber auch grundsätzlich über Brennen, Juckreiz, Druckgefühl, Ausfluss sowie Neigung zu Harnweginfekten.

ANAMNESE

Die Beschwerden haben erst vor ein paar Monaten nach und nach eingesetzt. Vorher gab es kaum einschlägige Probleme. Der Mann von Frau G. zeigt sich zwar verständnisvoll, lässt aber doch durchblicken, dass er mit der Situation sehr unglücklich ist. Die Patientin bestätigt, an Stimmungsschwankungen und anderen typischen Wechselbeschwerden wie Hitzewallungen zu leiden. Laut Frauenarzt hat sie einen niedrigen Östrogenspiegel, lehnt aber hormonelle Behandlung ab. Sie betont ausdrücklich, sehr auf Intimhygiene zu achten.

TESTS

Neben der körperlichen Untersuchung werden Ultraschall, Scheidenabstrich und Blasenspiegelung angeordnet. Es sollen Erkrankungen ausgeschlossen werden, die ähnliche Symptome bewirken.

MÖGLICHE URSACHEN

Für die trockene Scheide kommen zahlreiche Auslöser in Frage: Pilzinfektionen der Scheide bzw. Keime wie Chlamydien, HPV oder Trichomonaden, Rauchen (!), übermäßiger Alkoholkonsum, übertriebene Genitalhygiene (!), Diabetes, Bluthochdruck oder Autoimmunerkrankungen (Sjögren-Syndrom, Lichen sclerosus, Lichen planus etc.). Auch Angst, Stress, Partnerschaftsprobleme und fehlendes sexuelles Verlangen (Libido) kommen in Frage.

DIAGNOSE

Entscheidend bei Frau G. ist der Östrogenmangel. Diese weiblichen Hormone werden in den Eierstöcken gebildet und sind für den normalen Aufbau, die Durchblutung, die Befeuchtung und Elastizität des Gewebes wichtig. Östrogene fördern auch die Bildung von Milchsäure und sorgen so für natürliches, saures Milieu in der Scheide.

THERAPIE

Grundsätzlich werden die Ursachen behandelt. Bei Frau G. ist ein Ersatz der fehlenden Östrogene unumgänglich, was die Patientin letztlich einsieht. Sie bekommt sowohl ein Medikament zum Einnehmen als auch eine hormonhaltige Creme verordnet

Weitere empfohlene Maßnahmen:
  • Keine übertriebene Intimpflegemit Seife!
  • Ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung
  • Lactobacillen, Milchsäure und Glykogen zur Stärkung der Vaginalflora
  • Hormonfreies Gleitgel mit Hyaluronsäure
  • In anderen Fällen kann bei trockener Scheide auch professionelle Hilfe durch Psychotherapie erfolgreich.