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Die KroneZeitungsartikel

AUS DER ARZTPRAXIS: DER AKTUELLE FALL

By 5. Juli 2017Mai 23rd, 2024No Comments

Urologin Dr. Yas Razmara stellt heute den Fall eines 34-jährigen Patienten vor, der mit Hautveränderungen im Genitalbereich in die Ordination kam.

SYMPTOME

Der Mann entdeckte weißliche Flecken und Knötchen an der Eichel und klagte zudem über Verengung bzw. Vernarbungen der Vorhaut.

ANAMNESE

Die Veränderung besteht seit rund einem halben Jahr. Tendenz: Verschlechterung. Der Patient hat Allergien (Histamin, Pollen, Penicillin). Die Mutter leidet an Neurodermitis und einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse (Hashimoto). Seit mehr als 15 Jahren plagen denMann Entzündungen und Juckreiz im vorderen Penisbereich. Er wird auch von wiederkehrenden Infektionen (Bakterien, Pilze) in der Genitalgegend heimgesucht. Medikamentöse Behandlungen blieben erfolglos. Auch Kortison brachte keine durchgreifende Besserung. Es bestehen auch Erektionsstörungen und Beschwerden beim Geschlechtsverkehr sowie Probleme beimUrinieren.

KLINIK/ UNTERSUCHUNGEN/ DIAGNOSE

Die beschriebenen Hautveränderungen bestätigen sich. Weiters besteht eine Verengung des Harnröhrenausganges. Der Harnstrahl ist dadurch abgeschwächt. Der Gewebebefund zeigt einen hochaktiven Lichen planus.

ERKLÄRUNG

Lichen planus ist eine entzündlichchronisches Leiden des Bindegewebes und gehört zu den Autoimmunerkrankungen. Lichen tritt besonders häufig in der Genital- und Analregion auf, kann aber auch andere Hautbereiche befallen. Körpereigene Immunzellen zerstören das elastische Bindegewebe der Unterhaut und verursachen Entzündungen in Blutgefäßen. Eine familiäre Neigung ist erwiesen. Lichen wird leider oft erst spät diagnostiziert und behandelt. Daher kommt es häufig zu Vernarbungen, örtlichen Schmerzen und sexuellen Funktionsstörungen. Urologische Komplikationen können ebenfalls die Folge sein. Es besteht auch ein erhöhtes Krebsrisiko!

THERAPIE

Nach ausführlicher Aufklärung wurde dem Patienten eine Operation nahegelegt: vollständige Entfernung der Vorhaut. Nach dem Eingriff ist konsequente lokale Behandlung mit kortisonhaltigen Präparaten notwendig. Weitere Maßnahmen richten sich nach den jeweiligen Phasen dieser Schubkrankheit. Eine Heilung ist bedauerlicherweise nicht möglich, jedoch ist das Leiden gut behandelbar.

FRÜHERKENNUNG

Entscheidende Bedeutung hat das rechtzeitige Erkennen! Wiederkehrende Entzündungen mit Juckreiz und weiße Hautveränderungen sowie Rötung der Eichel sollten rasch zu einer ärztlichen Kontrolle führen! Die Diagnose wird mittels Biopsie (Gewebeprobe) bestätigt.